Ein Kalifornier in der Arktis

Über mein Tesla Model 3 im Winter 2021

Nach dem milden und nahezu schneefreien Winter 2019/2020 hat es uns nun im Februar 2021 nochmal so richtig erwischt. Die arktischen Temperaturen von bis zu Minus 15° C in Solingen waren nicht nur für Mensch und Tier ein Härtetest. Mein Tesla Model 3, Baujahr 2019 und Laternenparker, hat nun also auch seinen ersten echt frostigen Winter hinter sich.

Ein großer Vorteil: wie viele Elektroautos lässt sich auch das Tesla Model 3 per Handy-App oder per Programmierung des Timers vorklimatisieren. Mit dem Eiskratzer musste ich den Scheiben noch nie zu Leibe rücken! Zehn Minuten vor Abfahrt die Klimaanlage auf Maximal gestellt (und die Sitzheizung für den Fahrersitz aktiviert) und man steigt nicht nur ins wohlig warme Auto ein, sondern kann auch den Eiskratzer lassen, wo er ist. Je nach Schneedecke kann man auf den Besen zum Freifegen natürlich trotzdem nicht verzichten.
Für den Akku und Antriebsstrang war diese Kälte natürlich auch eine Herausforderung. Bekanntermaßen beeinträchtigt winterliche Kälte die Reichweite, verstärkt durch die starke Beanspruchung der Heizung. Auch die oben erwähnte Vorklimatisierung im Stand vor der Abfahrt saugt natürlich Energie!

So kam es in der arktischen Woche durchaus vor, dass ich durch die diversen Heizungs-Intervalle plus die lockdownbedingt kurzen Fahrten mit kaltem Akku und Motoren auf weniger als die Hälfte meiner üblichen Sommerreichweite kam. Soweit nichts wirklich Überraschendes und aufgrund des großen Akkus, sprechen wir beim Model 3 noch immer über eine alltagstaugliche Reichweite.

für mich haben sich andere Tücken des Winters als deutlich störender erwiesen…

Stefan Kirschner Model 3 Fahrer

Das Model 3 ist im sonnigen Kalifornien erdacht und gebaut worden. Im Winter ergeben sich aufgrund der Karosserie ein paar Nachteile, die dort eindeutig nicht zum Alltag gehören.

  • Rahmenlose Türen: Wie bei Coupés oder Cabriolets haben alle 4 Türen bei Tesla keinen oberen Türrahmen. Damit sich die Fensterscheibe zum Türöffnen wie vorgesehen leicht absenken und nach dem Türschließen wieder in die Ausgangsposition zurückschnellen kann, muss man also erstmal für komplett frostfreie Seitenscheiben sorgen. Die Dichtungsgummis frieren gern an der Scheibe fest und die Tür ohne abgesenkte Scheibe zu öffnen, kann schlimmstenfalls Autotür oder Fenster beschädigen.
  • Türgriffe: Die Türgriffe des Model 3 sind zugunsten der Aerodynamik in der Tür versenkt und müssen zum Öffnen herausgedrückt werden. Bei starken Minustemperaturen frieren sie aber fest – öffnen unmöglich!
  • Kofferraum: Der limousinentypische Kofferraum des Model 3 ist nur über eine kleine Heckklappe erreichbar, wie auch beim BMW 3er oder Mercedes C-Klasse. Nur ist die Klappe aufgrund der sehr tief reichenden Dach-/Heckscheibe so positioniert, dass beim Öffnen Schnee und Eis von der Heckscheibe direkt in den Kofferraum rutschen.

Zunächst vorweg: All diese Kleinigkeiten sind kein Argument gegen den Kauf eines Model 3! Dafür gibt es in Solingen mittlerweile zu wenige wirklich frostige Tage oder Wochen und die Vorteile überwiegen im Laufe des restlichen Jahres. Man sollte sich gerade ohne Stellplatz in einer Garage oder einem Carport aber entsprechend vorbereiten, wie ich erfahren musste. Seit diesem Winter steht am Haus der Besen bereit, um erstmal den Schnee wegzufegen, damit er nicht in den Kofferraum rutschen kann, in dem ich dann das Enteisungsspray für Türgriffe und Türrahmen deponiert habe!

Ohne das geht mit einem Kalifornier, der bei arktischen Temperaturen draußen übernachten muss, nämlich nichts.