Ein Erfahrunsgbericht von Kerstin Griese
Seit einigen Jahren träume ich schon davon, mir ein E Auto zuzulegen. Dafür hatte ich immer relativ klare Kriterien: mindestens 300 km offizielle Reichweite, maximal 35.000 € Kosten und eine erhöhte Förderung vom Bund. Nachdem letztes Jahr im Sommer alle drei wahr wurden, habe ich mein E Auto bestellt. Geworden ist es ein Peugeot 208 e. Der hatte für mich die richtige Relation zwischen Auto- und Akkugröße.
Albträume vom Laden
Seit ein paar Wochen ist es jetzt da! Geträumt habe ich in der Zwischenzeit immer wieder von meinem E-Auto – allerdings waren es eher Albträume, in denen ich vergeblich versucht habe, mein Auto zu laden. 😉 In der Praxis stellte sich das Laden aber gar nicht als Problem heraus! Obwohl ich Laternenparker und damit auf die öffentliche Lade-Infrastruktur angewiesen bin, klappt es gut, den Ladevorgang in meine tägliche Routine zu integrieren. So habe ich z. B. den Einstieg in meine Joggingrunde so angepasst, dass das Auto in der Zeit an der Ladesäule steht. Auch beim Arzt oder Physiotherapeut ist die Ladesäule ganz in der Nähe – und ich habe immer einen kostenfreien Parkplatz. Derzeit nutze ich mehrere Lade-Apps, denn alle haben ihre Vor- und Nachteile was Ladekosten, Verbreitung und Standgebühren angeht. Ich bin allerdings auch froh, dass ich mir zusätzlich noch zwei Ladekarten besorgt habe. Denn mal funktioniert nur die Karte, mal nur die App. Und so habe ich genug Auswahl. Tatsächlich bin ich bisher nur an einer einzigen Ladesäule gescheitert.
Rote Ampeln sorgen für Freude
Auf der Habenseite definitiv auch der Fahrspaß und -komfort: Das Auto beschleunigt selbst im Eco-Modus respektabel und die Endgeschwindigkeit von 150 km/h reicht mir völlig aus. Zudem sorgt die Rekuperation dafür, dass ich mich über jede rote Ampel freue. Denn beim Bremsen wird Strom in die Akkus zurückgespeist. So verbraucht mein Peugeot im Stadtverkehr und auf der Landstraße wenig Strom, was die Reichweite verlängert. Auf der Autobahn fehlen diese Bremsmanöver, was sich in einem deutlich erhöhten Stromverbrauch zeigt. Hier muss ich – zumindest bei kühlen Temperaturen – mit einem doppelten Reichweitenverlust rechnen. Für die 40 km von Essen nach Solingen verliere ich 80 km Reichweite. Damit habe ich ehrlicherweise nicht gerechnet. Gut, dass ich bei meinem Arbeitgeber, den Stadtwerken Solingen, laden kann.
Betaversion?
Zu dem Auto gibt es eine App, die z. B. den Ladestatus, die letzten Fahrten, den nächsten Wartungstermin oder den aktuellen Standplatz des Wagens anzeigt. Über die App kann man den Wagen auch zeitversetzt laden oder vorklimatisieren. Gerade der letzte Punkt ist nicht ganz unwichtig, weil vorgewärmte (im Winter) oder vorgekühlte (im Sommer) Akkus mehr Strom abgeben können. Manchmal habe ich bei der App aber den Eindruck, dass es sich noch um eine Betaversion handelt. So wähnt die App mein Auto gelegentlich noch im Solingen obwohl es in Essen vor der Haustür steht. Außerdem kann ich mir während des Ladevorgangs nicht den aktuellen Ladesstand anzeigen lassen. Ich sehe immer nur den Ladestand zu Beginn der Ladung. Aber gerade eben kam mal wieder ein Update. Vielleicht klappt es ja jetzt!?!
Rollender Computer
Apropos Update: Das ist eigentlich der Punkt, der mir am meisten Kopfzerbrechen macht: Updates für das Auto, etwa für die Software oder das Navi, muss ich selber aus dem Internet runterladen, auf einen USB-Stick ziehen und dann im Auto aufspielen. Das Softwareupdate ist inzwischen aufgespielt. Beim Kartenupdate gibt es immer wieder Probleme. Selbst mein Mann, der als System-Administrator Ahnung von der Materie hat, weiß da nicht mehr weiter. Bald benötige ich eine Standleitung zum Kundenservice. So ist der Wagen eher ein rollender Computer als ein Auto. Und das, wo ich ein DAU (dümmster anzunehmender User) bin.