Brandgefahr bei E-Autos?

Wenn einmal eins der neuen E-Autos brennt, lesen wir schnell einen entsprechenden Bericht in der Presse. Dort wird auch von Löschproblemen der Feuerwehren und möglichen Brandursachen berichtet. Aber was ist dran, an der Brandgefahr bei E-Autos? Was sagt die Versicherungswirtschaft hierzu? Oder die Feuerwehr? Und wie steht es überhaupt mit der Brandgefahr bei all unseren Kraftfahrzeugen. Hier ein Bericht und Quellen zu diesem Thema.

So berichtet die Seite „ElektroMobilitätNRW“ des NRW Wirtschaftsministeriums (Quelle) dass Elektroautos nicht brandanfälliger sind als Verbrennerautos. Sie brennen auch nicht häufiger oder schneller. Es wird nur häufiger darüber berichtet, weil diese Art Fahrzeuge noch neu sind.

Die Versicherungswirtschaft hat da genauere Zahlen. Laut Dekra kommen Fahrzeugbrände häufiger vor (Quelle: DEKRA Solutions) . Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) registriert nach eigenen Angaben rund 40.000 Fahrzeugbrände im Jahr in Deutschland (das sind ca. 100 am Tag), davon sind 15.000 Fälle tatsächliche Brände, der Rest sind Schmorschäden durch Kurzschluss. Die häufigsten Feuerursachen sind nach Angaben der Prüfgesellschaft DEKRA in 40 Prozent ein Kraftstoff- oder Ölaustritt auf heiße Motorteile oder Motoranbauteile. Durch Reibung von Fahrzeugteilen mit einem Betriebsstoff kommt es in 26 Prozent aller Fälle zum Brand. Brandursachen, die es beim Elektroauto gar nicht gibt. Laut DEKRA seien 17% der Brände auf Kurzschlüsse oder einem Feuerübergriff von einem anderen Auto Grund für den Brand. Und dies könnte auch bei einem E-Auto passieren. In Summe betrachtet, sei also das Brandrisioko nur ein Bruchteil so groß wie bei einem Verbrenner.

Dazu auch Christian Emrich, Leiter Arbeitsgruppe „Li-Ionen-Speichermedien“ der Arbeitsgemeinschaft Berufsfeuerwehren (AGBF) in einem Interview mit der : PC-WELT: Brennt ein Elektro-Auto stärker als ein Auto mit Verbrennungsmotor?

Feuerwehr München: Nein. Von zertifizierten Elektrofahrzeugen gehen weitgehend vergleichbare Gefahren aus wie von Fahrzeugen mit anderen Antriebsarten (Kraftstoff, Gas). Auch die Brandleistung ist vergleichbar.

Und wie sieht es aus, wenn es dann doch mal brennt?

Nun, beim Verbrennerfahrzeug mit Öl und Benzin oder Diesel an Bord explodiert in vielen Filmen der Tank; wir alle wissen, dass das im wirklichen Leben äußerst selten vorkommt. Meistens werden die Brände vorher gelöscht oder der Brennstoff tritt aus einem beschädigten Tank aus und verbrennt, ohne eine Explosion verursachen zu können (Quelle: Feuerwehr). Bei einem Elektroauto geht die größte Gefahr von der Batterie aus. Diese sollte nicht in Brand geraten und ist deswegen sehr sicher (wie beim Verbrenner der Benzintank), meist im Fahrzeugboden, untergebracht.

Gerät diese Batterie aber doch in Brand, entstehen sehr hohe Temperaturen, und diese können weitere Zellen der Batterie ebenfalls zum schmelzen und brennen bringen. Das führe zu einem stetigen Wiederauffflammen des Brandes.

Deswegen ist der Löschvorgang bei einem E-Auto ein anderer. Die Feuerwehr stellt sicher, dass ein Wiederaufflammen des Feuers vermieden wird. Wenn möglich, wird das Autowrack dabei in einen Behälter ( Container) mit Wasser gehoben, der einerseits für die nötige Abkühlung sorgt und andererseits der Brand nicht neu entflammen kann, da kein Sauerstoff mehr für diese Verbrennung zur Verfügung steht ( Auto unter Wasser).

Karl-Heinz Knorr, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, sagte der Deutschen Presse-Agentur : „E-Autos brennen zwar anders, aber für den Ausgang ist es nicht entscheidend, ob eine Hochleistungsbatterie oder 80 Liter Treibstoff an Bord sind. Entscheidend ist viel mehr die Brandlast.“ Gemeint ist damit das Material, das in Brand geraten kann. (Quelle: dpa) Und weiter: „E-Autos brennen aber weder heftiger noch häufiger als Benziner oder Diesel, nur anders. .

Anders als bei einem brennendem Treibstoff, dem die Einsatzkräfte meist durch Löschschaum den notwendigen Sauerstoff entziehen, ist Wasser das Löschmittel der Wahl bei Akkus. „Es reicht nicht, die sichtbaren Flammen zu ersticken“, sagte Knorr.

Die eigentliche Energie werde im Innern des Akkus freigesetzt, wo sich der Brand wie bei einem Dominoeffekt von Teilzelle zu Teilzelle fortsetze, „thermal runaway“ nennt das der Experte. „Da hilft nur kühlen, kühlen, kühlen. Sie müssen dem Akku mehr Energie entziehen als er freisetzt, sonst kann er sich wieder entzünden.“ Damit das gelinge, sei in der Regel mehr Wasser nötig als gewöhnlich.

Der Gefahr, dass beim Einsatz von Wasser in elektrischen Anlagen Spannung auf die Einsatzkräfte überspringt, begegnet die Feuerwehr übrigens seit eh und je mit ihrem speziellen Wasserstrahl: „Der besteht aus einzelnen Tröpfchen, so dass der Strom bei Wahrung von gewissen Sicherheitsabständen nicht zurückfließen kann“, erklärt Knorr. Selbst bei einer Hochspannungsleitung können die Feuerwehrleute so aus zehn Metern Entfernung mit Wasser löschen.

Ein weiteres Problem der brennenden Akkus liegt darin, dass sich auch gelöschte Speicher bis zu 24 Stunden lang wieder entzünden können. „Man kann nicht in die Akkus hineinblicken“, sagte Knorr. Es könne daher sinnvoll sein, die Batterie in ein Wasserbad zu legen, um auf Nummer sicher zu gehen. So geschehen zu Beispiel kürzlich im Kreis Düren: Mit einem Kran hatte die Feuerwehr das gesamte E-Auto in einen mit Wasser gefüllten Container gesetzt.

Wie bei einigen anderen Feuerwehren im Land wolle man solche Container künftig standardmäßig vorhalten, sagte ein Sprecher der dortigen Kreisfeuerwehr. Erst im Juni hatte die Dortmunder Polizei ein gelöschtes Elektroauto sicherheitshalber in ein improvisiertes Wasserbad gesetzt.

Der Feuerwehrverband hält solche Einsatztechniken aber zunächst nicht für zwingend: Die fachgerechte Lagerung liege in der Regel in der Verantwortung der Entsorger, die das Auto bergen und abschleppen, sagte Knorr. dpa und Focus

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